Padjelanta Leden / samisch: Badjelánnda
Auf drei Routen durch Schwedens größten Nationalpark
1. Von Kvikkjokk nach Staloluokta
2. Von Staloluokta nach Ritsem
3. Von Staloluokta nach Sulitjelma (N)
Basisinformation / Anreise bzw. Abreise
Kvikkjokk ist sowohl der südliche Anfangs- und Endpunkt des rund 800 Kilometer langen und
mehrfach grenzüberschreitenden Nordkalottleden, wie auch das südöstliche "Tor" für die markierte
Wanderroute in und durch den Padjelanta Nationalpark (1984 km
2
). Je nach Varianten und/oder
Abstecher: 200 Kilometer. Und nicht zuletzt markiert Kvikkjokk in etwa die "Mitte" des Kungsleden
zwischen Abisko im Norden und Hemavan im
Süden des Polarkreises (zusammen rund 480
Kilometer).
Der Dreißig-Häuser-Ort (mit einer wichtigen Heli<
kopter-Basis, siehe http://www.fiskflyg.se/) ist
daher seit Jahrzehnten ein Magnet für Wanderer,
Natur- und Wildnisliebhaber. Überall stehen und
liegen Rucksäcke herum.
In der nicht eben billigen STF-Fjällstation (mit
Restaurant und kleinem Lebensmittelkiosk) gibt
es - je nachdem ob man ankommt oder losgeht -
die entweder erste oder die vorläufig letzte
Dusche respektive Sauna (schwedisch: Bastu).
Nach Kvikkjokk kommt man mit dem Bus von
Jokkmokk aus und während der Hauptsaison
(Mittsommer bis Mitte August) fährt der Bus auch
bereits ab und nach Murjek (östlich von
Jokkmokk). Dort befindet sich ein kleiner, unscheinbarer Bahnhof, an dem der Fernzug/Nachtzug von
Stockholm nach Kiruna tatsächlich anhält.
Auskunft über die Busfahrpläne bei Länstrafiken Norrbotten: https://ltnbd.se/
(z.T. auch in Englisch) Siehe dort die Rubriken "Tidtabeller, Priser & Biljetter" oder auch "Fjällinier".
Wer mit dem Flugzeug an- oder abreist, wählt für den Ausgangs-/Endpunkt Kvikkjokk am besten den
Flughafen Luleå (gesprochen: Lüle-o) und nimmt dort den Bus nach Jokkmokk bzw. am nächsten Tag
den Bus nach Kvikkjokk respektive umgekehrt.
Abendstimmung bei Kvikkjokk
©Klaus Betz
Nächtigen - im Ring einer ehemaligen Zeltkota. ©Klaus Betz
Padjelanta-Leden I
Durch das Tarratal zum »Sommerland«
Von Kvikkjokk bis Staloluokta
Tourenschlüssel: 4-5 Tage, 82 km, mittelschwer, als reine Hüttentour möglich
Beste Zeit: 10./20. 7. - 10./15. 9.
Karte(n): Calazo/Tyvek-Karte C01 "Sarek & Padjelanta 1:100 000 (diese robuste, doppelseitig
bedruckte, Karte reicht für alle drei Touren). Siehe auch: www.calazo.se
Alternativ: Norstedts Outdoorkartan 03 Saltoluokta, Padjelanta, Kvikkjokk 1:75 000
Hinweis: Die Produktion der traditionellen "Fjällkartan" (hier Blad BD9, BD10, BD14)
läuft wohl aus; sie sind vermutlich nur noch in 2021 erhältlich.
Kartenkauf z.B.: geobuchhandlung.eshop.t-online.de oder: www.das-landkartenhaus.de
Ausgangspunkt:
Von Kvikkjokk starten wir mit den morgens (9.00 Uhr) oder mittags (13.00 Uhr) verkehrenden
Motorbooten durch das Deltaland bis zum Ausgangspunkt Bobäcken (5 km).
(https://battrafikikvikkjokk.se/) Dort befindet sich auch ein Windschutz und ein Telefon, damit die aus
Westen kommenden Wanderer z.B. die Bootsführer von Kvikkjokk anrufen und nach Bobäcken
bestellen können.
Jedenfalls ist Bobäcken der Auftakt zur Wanderung nach Staloluokta, der Sommerlandsiedlung der
Tuorpon-Samen. Dort, am mächtigen Virihaure-See, im Herzen des Padjelanta Nationalparks, liegt ihr
»Sommerland«, also der westlichste Punkt, den sie mit ihren Rentieren aufsuchen. Zugleich beginnt
hier auch der Nordkalottleden, der bis knapp drei Kilometer jenseits der Tarrekaise-Hütten zusammen
mit dem Padjelanta-Leden verläuft, dann aber zunächst nach Westen abzweigt. (Siehe den
besonderen Hinweis beim 2.Tag).
1. Tag: Kvikkjokk-Tarrekaise, 25/20 km, 7 - 8 Std.
Die flache Wegstrecke von Bobäcken bis zur STF-Hütte Njunjes ist etwa zwölf Kilometer lang (3 ½ bis
4 Std. Gehzeit). Der gut sichtbare Pfad - es gibt nur diesen einen — geht allerdings über Stock und
Stein. Rechts und links davon wuchert dichter Urwald fast tropischen Charakters. Große Farnkräuter,
würziger Moorduft, Wacholder,Silberweide, Espen, Birken und Ebereschen sind ständige Begleiter.
Wer die verfallenen Hütten von »Bäcken«
erreicht, hat knapp die erste Hälfte der
Tagesetappe hinter sich gebracht. Bald
darauf passiert man auch die verlassene
Njunjes-Siedlung, die durch den so
genannten "Lappenmissionar" Olof
Holmbom im 18. Jahrhundert gegründet
wurde. Zwei Kilometer westlich davon liegt
die
Njunjes-Hütte des STF (20 Betten)
Koordinaten: N66.960321°, E17.411197°
Nach der Rast brechen wir zur nur noch
acht Kilometer entfernten Tarrekaise-Hütte
auf (2 1/2 bis 3 Std. Gehzeit). Von Njunjes
führt ein kurzer, steiler Aufstieg zu einer
Anhöhe über dem Tarratal. Von hier an ist der Weg übrigens entweder mit roten Baumringen oder mit
Steinmännchen markiert.
Oben angekommen, öffnet sich erstmals ein herrlich-schöner Ausblick auf das unten liegende Tarratal
und wenig später auch noch ein Panorama auf den Tarrasee (Tarraure), an dessen Nordseite die
Tarrekaise-Hütte liegt.
Der Abstieg zum Tarrasee hinunter ist unschwer, an einigen bis auf den Fels ausgetretenen Stellen
jedoch etwas rutschig und naß. Auf halber Strecke liegt seitlich im steilen Felsabhang des Tarrekaise-
Massivs (1828 m) ein ehemaliger samischer Opferplatz. »Passeuksa« (Die heilige Tür) sieht tat<
Über dem Tarradalen ©Klaus Betz
sächlich wie der Eingang zu einem verborgenen Felsenversteck aus.
Die Tarrekaise-Hütten (STF, 26 Betten) bemerkt man leider erst wenige Meter, bevor man davor steht.
Dafür aber liegen die beiden vom Birkenwald und dem Tarrasee umgebenen Hütten sehr schön.
Tarrekaise-Hütten (STF, 26 Betten) Koordinaten: N66.989827°, E17.291026°
2. Tag: Tarrekaise-Såmmarlappa, 13 km, 4-5 Std.
Von der Tarrekaise-Hütte verläuft der Pfad leicht ansteigend durch einen dünner werdenden
Birkenwald an der Nordseite des Tarraätno entlang. »Ätno« ist die samische, »Älv« die schwedische
Bezeichnung für »Fluß«. Das Tarratal schwenkt nun langsam von West über Nordwest nach Norden
ab. Überdem Tal dominiert der Gipfel des Måskatjkaise (1724 m).
Danach, wie durch ein stilles Signal, öffnet sich nun mehr und mehr die Natur. Wanderfalken sieht
man in der Luft stehen, hie und da sausen Lemminge davon, die Rentierspuren verlaufen jetzt
ungeniert neben dem Stiefelabdruck des Menschen. Ein Pfad also für Mensch und Tier. So geht
schließlich der Weg fort, und ohne sonderliche Schwierigkeiten erreicht man die Såm-
marlappa-Hütte (STF, 20 Betten), die direkt am Ufer des Tarraätno liegt.
Såmmarlappa-Hütte (STF, 20 Betten) Koordinaten: N67.067868°, E17.159786°
Besonderer Hinweis: Wer nach Tarrekaise dem Abzweig des Nordkalottleden folgt, sollte unbedingt
ein Zelt, Schlafsack und Kochausrüstung dabei haben.
Nicht wegen der folgenden zwei STF-Hütten "Vaimok" und "Pieskehaure", sondern - drei Tage später -
wegen des nahezu 34 Kilometer langen Abstands (häufig werden "nur" 29 angegeben) zwischen
Pieskehaure und den Stáddajåhkå-Stugorna.
Das ist an einem Tag - auch für Durchtrainierte - kaum zu schaffen/sehr(!) anstrengend, zumal
unterwegs, etwa auf der Hälfte
der Wegstrecke, zwei in der
Regel machbare kleinere Flüsse
zu queren sind (je nach
Jahreszeit und Wasserstand:
zwischen 25/35 m breit). Die
richtige Stelle zu finden und das
Durchwaten kosten zusätzlich
Zeit.
3. Tag: Såmmarlappa-Darreluoppal* (Tarraluoppal), 15 km, 5-5 1/2 Std.
Auf dem lang ausgedehnten Weg von Såmmarlappa zu den Darreluoppal-Hütten liegt gleich zu
Beginn ein kleiner Höhepunkt. Nach etwa 500 Metern steht über der Biegung des Flusses auf einer
erhöhten Kuppe eine alte STF-Kota, die ein beeindruckend-stilles Bild vom Tarratal freigibt. Vier Kilo-
meter weiter nördlich durchquert der Pfad den Slittajåkkå. Der Bergbach bildet zugleich die Grenze
zum Padjelanta-Nationalpark. Das Durchwaten der nicht zu verfehlenden Furt ist bei Niedrigwasser
völlig problemlos. Doch soll gerade dieser so leicht zu querende Bach manchmal sehr empfindlich für
plötzlichen Regen und Schmelzwasser aus dem nördlichen Bergmassiv sein.
Von nun an folgt ein mit Dielen verstegter Pfad durch Moorland und niedrigen, aufgelockerten
Birkenwald bis Puokkijokk. Nach einer letzten, lang gestreckten Steigung steht man schließlich
oberhalb der Baumgrenze auf dem eigentlichen Rentierweideland. Schon bald kommen der Tarra<
luoppal-See und in noch großer Entfernung die Tarraluoppal-Hütten (36 Betten). unter »Laponia«-
Regie in Sicht.
Rentiere nahe Darreluoppal (Tarraluoppal) ©Klaus Betz
Der Pfad führt östlich des Weidelandes an die Hütten heran (Not-Telefon), doch dauert es noch eine
geraume Weile, bis sie endlich größer werden!
Hier am Tarraluoppal-See endet das Tarratal. Koordinaten: N67.19277° , E17.12596°
Von hier an stehen alle Hütten innerhalb des Nationalparks unter samischer Eigenverwaltung bzw. dem
Management der samischen "Badjelánnda Laponia Turism ek. för." (Die Hütten gehörten früher zu
"Statens Naturvårdsverket"). Deshalb werden ab nun in den Tagesüberschriften die samischen Eigen<
namen verwendet und mitunter in Klammern die schwedischen.
4. Tag: Darreluoppal-Duottar (Tarraluoppal-Tuottar), 10 km, 3- 4 Std
Die Tuottar-Hütten liegen auf knapp 1000 Meter Höhe. Deshalb folgt nach der Brücke über den
Vassjåkkå ein etwa vier Kilometer langer, kräftiger Anstieg bis hinauf zur hügeligen Padjelanta-
Hochebene (900-1000 m), die mit zahllosen Seen bespickt ist. Je höher man unterdessen kommt, um
so schöner wird die Aussicht. Besonders im Osten beeindruckt das wilde, hochalpine Sarek-Gebirge
mit Gletschern und Sommerschnee-Feldern. Hat man den höchsten Punkt des nun nord-nordwestlich
verlaufenden Pfades erreicht, öffnet sich ein weiter Horizont.
Bei Schönwetter ist die Hochweide herrlich zu betrachten, doch bei schlechtem Wetter ist das weite,
offene Land hier oben mitunter sehr starkem Wind, Regen und Kälte ausgesetzt.
Die Tuottar-Hütten (32 Betten)
Koordinaten: N67.26800° , E17.03552°
sind zur Mittagsrast erreicht.
Wer unterwegs nicht schon einige Abstecher
gemacht hat, hier im offenen Gelände links und
rechts der Hütten gibt es genügend
Möglichkeiten.
Und nicht zuletzt — man darf hier oben auf
einen der schönsten Sonnenuntergänge der
Wanderung hoffen.
5. Tag: Duottar-Stáloluokta (Tuottar-Staloluokta), 19 km, 6 Std.
Wenn man nach und nach aus der Hochfläche absteigt, wird man den größten See des Nationalparks
vergeblich suchen. Zwar blitzt der Wasserspiegel etwa bei der Weghälfte einmal kurz auf, aber den
Virihaure und seine mächtige Ausdehnung zwischen den Gebirgen sieht man erst im letzten Moment
kurz vor der Ankunft in Staloluokta (42 Betten, Bastu/Sauna, Kiosk). Die gesamte Wegstrecke ist
recht bequem zu gehen, weil es auf trockener Bergheide stetig bergab geht.
Dennoch darf die Länge der Tour nicht unterschätzt werden. Und wer gar in Staloluokta beginnt, um
umgekehrt nach Kvikkjokk zu wandern (Flugmöglichkeiten siehe touristische Hinweise), der hat hier
schon am ersten Tag einen beschwerlichen Bergan-Marsch von sechs bis sieben Stunden.
Staloluokta (42 Betten, Bastu/Sauna, Kiosk) Koordinaten: N67.31809° , E16.69767°
Oberhalb von Duottar (Tuottar) ©Klaus Tscharnke