afür ein, dass die bislang in Rovaniemi endende Eisenbahnlinie
ausgebaut werden soll – über den Polarkreishinaus, bis zum eisfreien Hafen im
norwegischen Kirkenes. Die gut 500 Kilometer lange Trasse würde mitten durch
sámisches Weideland führen. Kein Wunder, dass Tiina Aikio dies ablehnt.
O-Ton Tiina Sanila Aikio: "Sámi people are very against it ...
Übersetzung: "Als Sámi sind wir total dagegen. Wozu braucht man hier oben eine
Eisenbahn? Doch wohl nur, damit man das Holz und die Mineralien
abtransportieren kann. Das ist der Grund. Aber unsere Rufe verhallen im Wind."
... We are shouting to the wind."
Gut vierhundert Kilometer weiter südwestlich. Ich bin in Nordschweden unterwegs,
auf dem Weg nach Jokkmokk. Eine Eisenbahnlinie nördlich des Polarkreises gibt
es hier seit über hundert Jahren. Es ist jene berühmte Erzbahn, die das
schwedische Luleå mit dem norwegischen Narvik verbindet. Bei hoher Nachfrage
auf dem Weltmarkt verkehren hier täglich bis zu 15 Züge mit jeweils mit 68
Waggons zu je 100 Tonnen Eisenerz. Macht rund 100.000 Tonnen pro Tag. Der
weltweit exportierte Rohstoff kommt aus den in Staatsbesitz befindlichen Gruben
von Kiruna und Gällivare. Soweit wäre diese Rohstoff-Geschichte zunächst noch
überschaubar, weil sie sich auf einem geografisch gesehen kleinen Raum
abspielt. Doch seit einigen Jahren steigt das Interesse an der Ausbeutung von
Bodenschätzen in Nordschweden enorm. Und offenbar ist diesgewollt.
O-Ton Arne Müller: "Es ist im Augenblick sehr billig in Schweden, mit Bergbau
anzufangen. Die schwedische Mineralsteuer liegt bei 0,5 Promille. Also der Staat
kriegt 0,5 Promille von dem Wert, der produziert wird. Und das ist auch etwas, was
die verschiedenen internationalen Firmen auf diesemSektorsehen: dass
Schweden sehr günstig ist – politisch, wenn es zur Infrastruktur kommt – und auch
steuermäßig."
Arne Müller ist der Sohn deutscher Einwanderer und Redakteur beim
nordschwedischen Regionalfernsehen in Umeå. Ich treffe ihn, nachdemich sein
Sachbuch über die Kehrseite des schwedischen Grubenbooms gelesen habe.
Befasst man sich damit im Detail wird deutlich, warum besonders die sámischen
Rentierzüchter so vehement gegen die weitere Ausbeutung von Bodenschätzen
sind. Zuletzt 2013, als Umweltschützer und sámische Aktivisten gemeinsam
versucht haben, Probebohrungen für die geplante Kallak-Mine, in der Nähe von
Jokkmokk, zu verhindern. Damit haben die Widerständler eine der massivsten
Polizeiaktionen in Nordschweden ausgelöst. Denn der Kallak-Fundort, so wird
behauptet, soll eine der größten Erzlagerstätten Skandinaviens beherbergen, die
man im Tagebau ausbeuten könne. Die Kerhseite: Jede Mine produziert große
Mengen von wertlosem Abraum-Material, das zumeist hinter einemgroßen Damm
abgelagert wird. Bricht so ein Damm oder wird er nach starken Regenfällen oder
während der Schneeschmelze undicht, kann eine solche Leckage verheerende
Folgen haben.
O-Ton Arne Müller: "Ziemlich viele von den Gruben, die es hier in Nordschweden
gibt, beinhalten Metalle in Verbindung mit Schwefel. Und diese Sulfid-
Vereinigungen, die können auch nach sehr langer Zeit große Verunreinigungen
verursachen; dassmansehr niedrige PH-Werte kriegt und dass viele Metalle raus
in die Natur fließen – mit dem Wasser ganz einfach, was durch diese Gebiete sich